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Tuberkulose

Die Tuberkulose (TBC) ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die durch Tuberkulosebakterien (Mycobacterium tuberculosis) hervorgerufen wird. Die Bakterien werden in aller Regel von Mensch zu Mensch über das Einatmen von Tröpfchen übertragen. Die Tuberkulose betrifft bevorzugt die Lunge, kann aber auch in jedem anderen Organ auftreten. In den allermeisten Fällen gelingt es der Immunabwehr unseres Körpers den Erreger nach dem ersten Kontakt erfolgreich einzudämmen und es liegt eine latente tuberkulöse Infektion vor (LTBI, Nachweis eines positiven Tuberkulosetestes etwa 6-8 Wochen nach Kontakt). Diese Reaktion auf eine Infektion, die nicht zu einem klinisch fassbaren Krankheitszustand führt, tritt in 90-95% der Infektionsfälle auf. Kommt es dagegen, insbesondere bei Immunschwäche, direkt im Anschluss an eine Infektion zur Ausbildung eines tuberkulösen Entzündungsherdes, so liegt eine Primärtuberkulose vor. Über den Blutweg können die Erreger dann auch in andere Organe gestreut werden. Viele Jahre nach einer Erstinfektion kann es zur Entwicklung einer behandlungsbedürftigen, aktiven Tuberkulose kommen (Postprimärtuberkulose), wenn die komplizierten Regulationsmechanismen der Immunabwehr zusammenbrechen und die Erreger sich ungehemmt vermehren können. Diese „Reaktivierung“ spielt in den industrialisierten Ländern Europas und Nordamerikas vor allem bei älteren Menschen eine große Rolle. Das Risiko, eine behandlungsbedürftige Tuberkulose zu entwickeln, ist in den ersten zwei Jahren nach einer Infektion am höchsten.
Die Tuberkulose existiert vermutlich seit Menschengedenken als weit verbreitete Erkrankung und begleitet die menschliche Kulturgeschichte wie kaum eine andere Krankheit. Erste Beschreibungen der klinischen Erscheinungsformen der Lungentuberkulose gehen auf Hippokrates (ca. 460-370 v. Chr.) zurück. Die industrielle Revolution und die dadurch ausgelösten sozialen Veränderungen – vor allem die wachsende Bevölkerungsdichte in den Städten – führten zu einem sprunghaften Anstieg der Tuberkulose im 18. und 19. Jahrhundert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts starb in Deutschland jeder vierte erwachsene Mann an einer Tuberkulose. Diese wurde damals auch als die „weiße Pest“ bezeichnet. Im berühmten, nobelpreisgekrönten Roman „Der Zauberberg“ beschreibt der Autor Thomas Mann sehr anschaulich und eindringlich den Einfluss, den diese Erkrankung auf alle Bereiche des menschlichen Lebens hatte.
In den industrialisierten Ländern hat die Tuberkulose aufgrund des steigenden Wohlstands, der besseren hygienischen und ernährungstechnischen Verhältnisse und nicht zuletzt wegen der seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten an Schrecken verloren.
Die meisten der im Jahr 2013 aufgetretenen Fälle weltweit wurden in Asien und Afrika (56% bzw. 29%) verzeichnet, während im Nahen Osten, Europa und auf dem amerikanischen Kontinent weitaus weniger Fälle registriert wurden (8%, 4% und 3%).
Problematisch ist die zunehmende Resistenzentwicklung der Erreger gegen die normalerweise erfolgreiche Antibiotikatherapie. So beträgt der Anteil von Erregern, die gegen mindestens eines der fünf Standardmedikamente resistent sind, im Jahr 2013 mehr als 14 % und liegt vergleichsweise höher als im Vorjahr, die Tendenz ist steigend.
Globalisierung und zunehmende Migrationsbewegungen aus Ländern mit hohem Tuberkulosevorkommen und hohen Resistenzraten wirken sich auch auf die Tuberkulosesituation in Deutschland aus. Der relative Anteil an Tuberkulosen bei im Ausland geborenen Mitbürgern ist weiterhin im Ansteigen begriffen (über 56%).