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Lungenkrebs

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)

Wenn das Statistische Bundesamt zum Weltnichtrauchertag aktuelle Zahlen veröffentlicht, geht es stets darum, wie viele Menschen zuvor an den Folgen des Tabakkonsums gestorben sind. Lungenkrebs ist in Deutschland die vierthäufigste Todesursache. Und die häufigste Ursache für Lungenkrebs wiederum ist das Rauchen (ca. 85 Prozent). Dennoch können im Bereich der Lunge auch weitere Krebserkrankungen auftreten. Häufig werden Metastasen anderer Tumoren in der Lunge umgangssprachlich ebenfalls als Lungenkrebs bezeichnet. Sie sind jedoch Absiedelungen eines ursprünglich in einem anderen Organ zuerst aufgetretenen Tumors und unterscheiden sich auch vom Gewebetyp her von den eigentlichen Bronchialkarzinomen. Diese Geschwülste der Lunge sind in über 90 Prozent der Fälle bösartig. Sie können sich in allen Lungenabschnitten entwickeln, am häufigsten treten sie im oberen Bereich der Lungenflügel auf. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit dem Alter zu, die meisten Lungenkrebskranken sind im Durchschnitt etwa 65 Jahre alt. Lungenkrebs fordert mehr Opfer als Brustkrebs, Prostatakrebs und Dickdarmkrebs zusammen.

Krankheitssymptome

Lungenkarzinome verursachen in frühen Stadien nur selten Beschwerden und werden daher fast immer zufällig entdeckt. Neu einsetzender und über Wochen anhaltender Husten oder die Verschlimmerung eines chronischen Hustens sind die häufigsten Beschwerden, die zum Arztbesuch führen. Oft klagen die Patienten auch über Auswurf mit oder ohne Blutbeimengungen, Schmerzen, Fieberschübe, Atemnot, Abgeschlagenheit oder Gewichtsverlust. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien kommt es oft zu rapidem Gewichtsverlust, blutigem Auswurf, Atembeschwerden und/oder Fieber, meist ausgelöst durch Begleitinfekte. Meist in späteren Krankheitsstadien können vor allem beim kleinzelligen Bronchialkarzinom so genannte Hirnmetastasen entstehen. Durch Nervenschädigungen verursachen sie Kopfschmerzen, Übelkeit, Seh- und Gleichgewichtsstörungen oder auch Lähmungen. Manche Tumoren schütten außerdem Hormone ins Blut aus und stören damit den natürlichen Hormonhaushalt.

Krankheitsdiagnose

Zwei Arten von Lungenkrebs werden unterschieden: das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC: small cell lung cancer), das besonders schnell wächst und zirka 15 Prozent der Fälle ausmacht, und das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC: non small cell lung cancer), das mit zirka 85 Prozent am häufigsten vorkommt. Kleinzellige Lungenkarzinome können hormonartige Substanzen bilden, die ins Blut abgegeben werden. Da diese Substanzen im Übermaß und unkontrolliert produziert werden, führen sie zu für den Arzt auffälligen Beschwerden und Blutbildveränderungen. Obwohl auch beim Bronchialkarzinom eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung die Behandlungsmöglichkeiten und die Heilungschancen deutlich verbessert, gibt es bisher keine für die breite Anwendung geeignete Früherkennungsuntersuchung. Bei Krankheitsverdacht erkundigt sich der Arzt genau nach den Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Erste Informationen liefert eine Röntgenübersichtsaufnahme der Lungen. Mit der Computertomographie (CT) kann im Bedarfsfall der zentrale Bereich der Lunge durch Schichtaufnahmen des Brustraums gut dargestellt werden.

Die wichtigste diagnostische Maßnahme bei Verdacht auf Lungenkrebs ist die Bronchoskopie – die Spiegelung und Begutachtung der Bronchien und ihrer Verzweigungen mit einem durch die Luftröhre eingeführten optischen Gerät (Bronchoskop). Die Spülung der Bronchien (Bronchiallavage) oder ein Bürstenabstrich von der Bronchienwand liefern einzelne, aus dem Gewebeverband abgelöste Zellen für die mikroskopische Begutachtung, die so genannte zytologische Untersuchung auf krebstypische Veränderungen. Hat sich der Verdacht auf ein Bronchialkarzinom bestätigt und ist die Art des Tumors histologisch oder zytologisch festgestellt, muss geklärt werden, ob sich die Erkrankung schon über den Entstehungsort hinaus ausgebreitet hat. Untersucht werden Regionen und Organe, in denen sich Metastasen des Bronchialkarzinoms bevorzugt ansiedeln, insbesondere Leber, Nebennieren, Skelettsystem, Lymphknoten im Mediastinum und im hinteren Bauchraum sowie das Gehirn.

Krankheitsursachen

Lungenkrebs entsteht in mehreren Stufen. Zunächst besteht Kontakt mit einem Krebs erregenden Stoff (Karzinogen), wie etwa Tabakrauch oder Asbest. Auf der zweiten Stufe folgen Schäden am Erbgut (so genannte Mutationen) der Zellen in den unteren Atemwegen (Bronchien) oder in der Lunge (Lungenbläschen/Alveolen), die durch das Karzinogen ausgelöst wurden. Auf der dritten Stufe kommt es – nach einer Ruhephase von bis zu 40 (!) Jahren zu einem entarteten, ungehemmten Wachstum der geschädigten Zellen. So bilden sich bösartige Geschwülste – Krebs. Das Zigarettenrauchen ist sowohl der wichtigste Auslöser als auch der wichtigste Vorantreiber der Erkrankung. Schadstoffe am Arbeitsplatz und in der Luft gelten als weitere Risikofaktoren. Des Weiteren spielen Ernährung, Infektionen und Berufserkrankungen (Silikose) und möglicherweise auch erbliche Vorbelastungen eine Rolle. Grundsätzlich scheint ein Krebs primär immer von einer Zelle auszugehen. Ein Lungenkrebs geht meistens aus den Zellen hervor, welche die Atemwege (Bronchien) auskleiden.

Krankheitsbehandlung/Therapie

Bei der Behandlung von Tumoren im Stadium I und II steht an erster Stelle die vollständige Operation. Sie bietet eine Chance auf langfristige Heilung. Sind die Tumoren im Wachstum weiter fortgeschritten, kommen Strahlentherapie und Chemotherapie zur Anwendung. Bei Vorliegen von Fernmetastasen dient die Behandlung in erster Linie der Vorbeugung und Linderung von krankheitsbedingten Beschwerden und der Erhaltung der Lebensqualität.

Dennoch kommt es im späteren Verlauf häufig zu einem Rückfall, entweder in der Lunge oder durch Entwicklung von Metastasen in anderen Körperregionen. Hier wie auch bei schon zum Diagnosezeitpunkt fortgeschrittener Erkrankung lässt sich der Tumor bei einem Teil der Patienten durch eine Chemo- oder Strahlentherapie zurückbilden und zeitweise im Wachstum bremsen. Um ein solches Wiederauftreten frühzeitig zu erkennen, werden zumindest in den ersten 5 Jahren nach Abschluss der Erstbehandlung regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt.

Die modernen Behandlungskonzepte haben auch bei fortgeschrittener Krebserkrankung ohne Aussicht auf Heilung deutliche Verbesserungen gebracht: Krankheitsbedingte Symptome werden günstig beeinflusst, und die Lebensqualität bleibt länger erhalten.

Das kleinzellige Lungenkarzinom unterscheidet sich von den nicht-kleinzelligen Tumoren dadurch, dass oft schon in einem frühen Stadium des Wachstums Absiedelungen in der Umgebung oder in entfernten Organen entstehen. Bei Diagnose liegt in rund zwei Drittel der Fälle bereits ein Stadium „extensive disease“ (ED) vor. Das heißt: der Tumor hat sich über eine Hälfte des Brustkorbs hinaus ausgebreitet, oft auch schon Metastasen gebildet. Eine vollständige operative Entfernung kann hier nicht gelingen. Sie ist nur bei noch sehr kleinen, örtlich begrenzten Tumoren möglich (Stadium „limited disease“, LD). Das kleinzellige Karzinom spricht besser auf eine Chemotherapie an. Die Tumoren lassen sich damit rasch verkleinern, verschwinden häufig zunächst ganz, wenngleich selten dauerhaft.

Wie auch bei den nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen werden die Erfolgschancen der Behandlung durch die Tumorausdehnung bei Diagnosestellung und durch den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten bestimmt.

Häufigkeit der Krankheit

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 50.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Über 40.000 sterben jährlich daran. Lungenkrebs stellt bei Männern die häufigste, bei Frauen die dritthäufigste Krebs bedingte Todesursache dar. Die Zahl der Todesfälle bei Frauen nimmt weiter zu, während sie bei Männern seit Mitte der 80er Jahre leicht zurückgeht. Fünf Jahre nach Entdeckung/Ausbruch ihrer Erkrankung leben derzeit lediglich noch fünf Prozent der Patienten. Die Lebenserwartung des einzelnen Patienten ist aber sehr stark vom Stadium der Erkrankung bei Entdeckung und der körperlichen Verfassung des Einzelnen abhängig.

Krebs macht vor Prominenz keinen Halt

Lungenkrebs ist eine weit verbreitete Erkrankung, die entsprechend viele prominente Opfer hat. Beatle George Harrison starb daran ebenso wie Showmaster Rudi Carrell oder der Komiker Diether Krebs. Ausgerechnet der Autor des weltweit erfolgreichen Buches „Endlich Nichtraucher“, Allen Carr, bekam auch Lungenkrebs. Der Krebs wurde bei einer Routineuntersuchung entdeckt. „Es war ein Schock, aber ich bleibe optimistisch“, wurde Allen Carr zitiert. Er hatte mit 16 Jahren angefangen zu rauchen und jahrzehntelang 100 Zigaretten täglich konsumiert. Ende 2006 starb der Brite.