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Berufserkrankungen

Die Atmungsorgane sind neben der Haut Umwelteinflüssen am stärksten ausgesetzt. Vor allem die Belastungen durch Schadstoffe in Form von Staubpartikeln oder Gasgemischen am Arbeitsplatz beeinträchtigen nach wie vor die Gesundheit vieler Menschen. „Staublunge“ ist eine der häufigsten Erkrankungen. Quarz und Asbest verursachen Lungenerkrankungen, die heute zu den häufigsten anerkannten und entschädigungspflichtigen Berufskrankheiten in Deutschland zählen. Am weitesten verbreitet sind die Silikose und die Asbestose. Auch, wer seine Wohnung renoviert oder gern im Keller werkelt, muss achtsam sein: Organische oder anorganische Staubpartikel werden nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch privat, etwa beim Heimwerken freigesetzt – jeweils durch Aufwirbelung oder bei Verbrennungsvorgängen. Wenn man sich nicht ausreichend schützt, gelangen die Stoffe in Form von winzigen Staubkörnchen oder als Gasgemisch (Aerosol) in die Atemluft.

Krankheitsbild

Die Silikose ist seit den Hochzeiten des Bergbaus weithin bekannt. Die Medizin kennt sie als eine der ältesten Berufskrankheiten der Menschheit. Schon im alten Griechenland war sie dem berühmten Arzt Hippokrates (460-370 v.Chr.) bekannt. Und im Mittelalter schrieb der legendäre Arzt und Alchimist Paracelsus bereits über die „Bergsucht“.

Silikose entsteht durch das Einatmen von Quarz (SiO2) oder anderen kristallinen Formen der Kieselsäure. Eine Belastung besteht nicht nur im Kohlenbergbau, sondern auch in der Steinbruch-, Keramik-, Glasindustrie, Stahl- und Eisenindustrie, in Gießereien sowie bei Stollenarbeitern. Es kommt zur Bildung von knotenartigen Bindegewebsneubildungen, die zu Vernarbung der Lungen und dann in Folge zu Luftnot, Husten und Verschleimung (Chronische Bronchitis/COPD) führt.

Während die Silikose im deutschen Bergbau aufgrund von Arbeitsschutzmaßnahmen so gut wie nicht mehr vorkommt, erlebt sie derzeit eine Renaissance in der Türkei, wo junge Männer Jeans für den Weltmarkt ohne ausreichenden Atemschutz sandstrahlen und z.T. schwere Formen von Silikose entwickeln.

Krankheitsbild Asbestose

Wenn auch die Arbeitsschutzmaßnahmen verbessert wurden und seit 1993 ein Asbest-Herstellungs- und Verwendungsverbot gilt, nimmt die Zahl der Erkrankungen weiter zu. Bis in die 1990er Jahre noch war der Baustoff Asbest weit verbreitet, bevor man ihn wegen seiner Gefährlichkeit für die Gesundheit verbot. Dass dennoch erst heute viele Erkrankungen ausbrechen, liegt an der langen Latenzzeit. Es kann bis zu 40 Jahre dauern, bis eine Asbestose mit all ihren Beschwerden ausbricht.

Vor allem Menschen, die beruflich mit Asbest bei der Herstellung, im Handel, auf Baustellen, Schiffswerften oder etwa in der Textilherstellung in Kontakt kamen (und heute noch etwa bei Sanierungs- und Abbrucharbeiten kommen), waren und sind stark gefährdet.

Eine Asbestbelastung kann im Bereich der Lunge zu verschiedenen Krankheitsbildern führen, die je nach Diktion unter dem Überbegriff „Asbestose“ versammelt werden: In ihrer einfachsten Form kommt es zur Ausbildung von harmlosen, narbigen Knoten am Rippfell, den so genannten Pleuraplaques. Sie führen nicht zu einer funktionellen Beeinträchtigung und bedürfen insofern auch keiner Therapie, sind für den Kenner jedoch ein untrügliches Zeichen, dass Asbest eingeatmet worden ist.

Viel seltener ruft Asbest in der Lunge eine Vernarbung im Bereich der Lungenbläschen hervor (Asbestfibrose). Sie macht sich wie die eigentliche Lungefibrose mit Kurzatmigkeit, Luftnot und trockenem Husten bemerkbar.

Ebenfalls selten kommt es zur Ausbildung eines typischen, bösartigen Rippfellkrebses, dem Pleuramesotheliom. Es ist insofern besonders tückisch, als es bislang keine wirklich wirksame Behandlungsmethode gibt. Die Latenzzeit zwischen Asbesteinwirkung am Arbeitsplatz und Ausbildung eines Mesothelioms kann bis zu 30 Jahren betragen, was der Grund ist, dass Asbesteexponierte auch nach Ende ihrer Berufstätigkeit über Jahrzehnte berufsgenossenschaftlich nachuntersucht werden.

Und noch seltener entwickelt sich ein eigentlicher Lungenkrebs auf der  Basis von Asbestablagerungen im Lungengewebe.

Das Risiko, einen Krebs aufgrund von Asbest, zu entwickeln erhöht sich erheblich, wenn zusätzlich geraucht wird.

Krankheitssymptome

Eine Staublunge kann zu einer Chronischen Bronchitis, zu einem Lungenemphysem, selten auch zu einer Lungenfibrose oder gar zu Lungenkrebs führen. Wenn auch die Staublunge unterschiedliche Ursachen hat, so sind die Symptome einer COPD ähnlich. Jahrelang sind die Patienten oft beschwerdefrei, dann wird eine langsam aber stetig zunehmende Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung bemerkt. Hinzu kommen  gelegentlicher trockenen Husten und Schmerzen im Brustbereich. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen können sich auch Kurzatmigkeit in Ruhe und bläuliche Verfärbungen der Lippen und Fingerendglieder (Zyanose) entwickeln.

Krankheitsdiagnose

Bei Verdacht auf Staublungenkrankheit erhebt der Facharzt sorgfältig die Vorgeschichte, insbesondere die berufliche Exposition gegenüber Stäuben. Bei der gründlichen körperlichen Untersuchung ist das Abhören und Abklopfen der Lunge besonders wichtig. Weitere Untersuchungsmethoden sind Lungenfunktionsprüfungen, Röntgen, Computertomographie, Lungenbiopsie, eine Bronchoskpie mit evtl. Bronchoalveolärer Lavage sowie die lungenfachärztliche Bestimmung der so genannten Diffusionskapazität.

Das Röntgenbild der Silikose unterscheidet sich von der Asbestose vor allem dadurch, dass hier kleinknotige rundliche Herdschatten unregelmäßig  über alle Lungenabschnitten hinweg verteilt sind, sowie durch das Auftreten von eierschalenartigen Verkalkungen im Bereich der Lungenwurzeln. Im weiteren Krankheitsverlauf können dicht bei einander liegende Knötchen verschmelzen (Schwielenbildung).

Krankheitstherapie

Geheilt werden kann eine Staublunge nicht. Im Wesentlichen erfolgt eine Behandlung wie bei einer COPD. Bislang hat sich dagegen der Einsatz von Corticosteroiden oder Immunsuppressiva als wirkungslos erwiesen. Um die Gefahren von Asbestose oder Silikose zu verringern, sollten am Arbeitsplatz, aber auch beim Werkeln und Basteln daheim stets vorbeugende Maßnahmen getroffen werden.

Krankheitsursachen

20.000 Liter Luft fließen täglich durch die Lunge. Das macht sie empfindlich und empfänglich auch für gefährliche Stoffe. Ob am Arbeitsplatz – wo bei starker körperlicher Belastung bis zu 200.000 Liter Luft benötigt werden – oder im Wohnbereich. Eine gesunde Lunge verfügt über mehrere Mechanismen, um eingeatmete Fremdpartikel (zum Beispiel Staubteilchen) wieder los zu werden: Größere Partikel werden mit dem Bronchialschleim wieder ausgehustet. Nur ein Teil der Stäube ist klein genug, um bei der Einatmung bis in die Lungenbläschen  vordringen zu können und sich dort abzulagern. Im Bereich der Lungenbläschen funktioniert der Abtransport mit Bronchialschleim nicht mehr. Hier werden Fremdstoffe, etwa organisches Gewebe oder Mikroorganismen, von speziellen Fresszellen einverleibt und abgebaut. Mineralische Staubpartikel (wie zum Beispiel Quarz oder Asbestfasern) können allerdings weder abgebaut noch abtransportiert werden. Quarz und bestimmte Asbestfasern gehören dazu. Sie verursachen nach häufiger Einwirkung auf Grund chronischer Inhalation einen fortschreitenden Umbau des Lungengewebes (Lungenfibrose) und werden deshalb zu den Narben bildenden (fibrogenen) Stäuben gezählt. Das bewirkt eine funktionelle Beeinträchtigung der Atmung und des Gasaustausches.

Häufigkeit der Krankheit

Allein bei 2056 an Asbestose und bei 1189 an Silikose Erkrankten wurde im Jahre 2004 eine Berufserkrankung anerkannt. Dazu kamen noch 842 Fälle von Lungen- und Kehlkopfkrebs und 880 Krebserkrankungen im Bereich von des Brustfells in Folge von Asbest. Staublungenerkrankungen sind anerkannte Berufskrankheiten und müssen entschädigt werden. Für die Anerkennung müssen sich Patienten einem ausführlichen Untersuchungsverfahren unterziehen. Ärzteverbände rechnen damit, dass die Zahl dieser Erkrankungen trotz aller Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz noch bis 2030 steigen wird.

Während die Söhne Karl und Theodor Albrecht („ALDI“) heute zu den erfolgreichsten Unternehmern zählen, war ihr Vater noch im Bergbau des Ruhrgebiets zu Hause. Der Bergmann musste seine Arbeit wegen einer Staublunge später aufgeben und nahm eine Arbeit in einer Brotfabrik an.